Alle(s) unter einem Dach

So unterschiedlich die Biografien der Menschen sind, die im Obdach Favorita leben, so ähnlich sind ihre Ziele: Sowohl Geflüchtete als auch Menschen ohne Obdach oder Wohnung wollen sich hier auf ein selbstbestimmtes Leben vorbereiten.

„Bereits als Arbeiterheim gab dieses Haus Menschen Perspektiven und Hoffnungen, es war ein Ort der Begegnung und der Internationalität“, erläuterte Sozialstadtrat Peter Hacker bei der Eröffnung der jüngsten Einrichtung von Obdach Wien im Juni 2019. Nach Jahrzehnten der Nutzung als Hotel wurde das Haus für die Bedürfnisse unterschiedlicher KundInnengruppen von Obdach Wien adaptiert. Nun beherbergt es sowohl ein Chancenhaus für Frauen und Familien als auch Räumlichkeiten für die Grundversorgung von Flüchtlingen und ein Nachtquartier für Frauen im Rahmen des Winterpakets vom Fonds Soziales Wien (FSW). Auch Forum Obdach Wien ist hier zu Hause.

Nach der Schließung der Obdach-Wien-Einrichtungen im ehemaligen Geriatriezentrum am Wienerwald hat auch die Bike Kitchen im Obdach Favorita ein neues Zuhause gefunden – und das mit deutlich erweitertem Angebot. Nach Anfängen als Selbsthilfewerkstatt zuerst nur für Geflüchtete, dann für alle Wienerinnen und Wiener, ist aus dem Projekt eine Fahrradwerkstätte geworden. Nach wie vor sind hier Menschen mit Fluchthintergrund die ExpertInnen.

Ehrgeizige BastlerInnen können weiterhin an einem Tag in der Woche unter Betreuung der dort tätigen Trainees an ihren Rädern schrauben, an weiteren vier Tagen ist die Bike Kitchen Favorita eine Fahrradwerkstatt inklusive Shop. Das dreiköpfige Team investiert viel in Ausbildung und Förderung. So wurde ein ausführliches Curriculum entwickelt, mit dem die Trainees sowohl die in einer Werkstatt nötigen Handgriffe als auch die dazugehörigen Fachbegriffe erlernen, um später am 1. Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können. Mehreren Absolventen ist dies bereits gelungen und sie sind in fixen Beschäftigungsverhältnissen.

Kreative Abwechslung in den Werkstattalltag bringt ein Upcycling-Projekt, das unter anderem alte Lampenschirme aus dem früheren Hotel und gebrauchte Fahrradteile wieder zum Leben erweckt: Aus ihnen entstehen kultige Einrichtungsgegenstände und Schmuckstücke, die im Weihnachtsgeschäft zum Kassenschlager wurden.