Peers in der Wiener Wohnungslosenhilfe - Geschäftsbericht des FSW 2019

Mit Unterstützung finden Menschen Wege aus der Obdachlosigkeit heraus. Doch wie das neue Leben gestalten? Forum Obdach Wien sowie der Lehrgang „Peers der Wohnungslosenhilfe“ bieten dafür Perspektiven.

Ein Gefühl der Leere ist oft Begleiter ehemals obdach- oder wohnungsloser Menschen. Denn der Wegfall der Gemeinschaft mit anderen Betroffenen und der Unterstützung durch MitarbeiterInnen der Wohnungslosenhilfe hinterlassen Lücken, die nur schwer zu füllen sind. Im Extremfall führt die Einsamkeit erneut zurück auf die Straße.

Obdach Wien fand im Peer-Ansatz eine Lösung: Bei Forum Obdach Wien kommen sogenannte „Peers“ – das sind Menschen mit ähnlichen Erfahrungen bzw. in ähnlichen Lebenssituationen – zusammen. Wichtig sei dabei die Ermächtigung der TeilnehmerInnen, betont Sebastian Erlach von Forum Obdach Wien: „Wir SozialarbeiterInnen eröffnen den Menschen Entwicklungsräume und zeigen Wege auf, die sie dann selbstständig gehen können. Dabei halten wir uns so weit wie möglich im Hintergrund.“

Das gilt auch für die ambitionierten Projekte, die bei Forum Obdach Wien neben regelmäßigen Aktivitäten wie etwa gemeinsamen Museumsbesuchen oder Kochevents immer wieder auf dem Programm stehen. 2019 gestaltete man etwa ein zweiteiliges Projekt mit dem Tanzquartier Wien. Dabei erarbeiteten die TeilnehmerInnen gemeinsam mit Profis Choreografie und Sound. Das Ergebnis konnte sich hören und sehen lassen.

Außerdem bezog Forum Obdach Wien neue Räumlichkeiten. Diese eignete man sich bauend, gestaltend und nicht zuletzt auch putzend weitgehend in Eigenarbeit an. „Jetzt sind wir endgültig im Obdach Favorita angekommen“, freut sich Sozialarbeiter Sebastian Erlach.

Lehrgang „Peers der Wohnungslosenhilfe“

Den Peer-Gedanken greift auch ein neuer Zertifikats-Kurs auf: (Ehemals) wohnungs- und obdachlose Menschen wurden 2019 erstmals zu Peers für die Wohnungslosenhilfe ausgebildet. Entwickelt wurde der Lehrgang von neunerhaus gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien (FSW). Sieben Module zu Themen wie z. B. Kommunikation und Selbstreflexion standen auf dem Programm, außerdem Lerngruppen, ein Praktikum und ein Abschlussprojekt.

Als Expertinnen und Experten arbeiten die Peers in den interdisziplinären Teams der Wiener Wohnungslosenhilfe mit, bringen ihr Wissen und ihre Erfahrungen ein und können so einen ersten Schritt in Richtung Wiedereinstieg in die Arbeitswelt machen. „Kundinnen und Kunden können mithilfe von Peers noch besser erreicht werden. Empowerment und Teilhabe werden gefördert,“ erläutert Irene Bauer von der Abteilung Wiener Wohnungslosenhilfe im FSW. Mit Förderung des FSW werden 2020 weitere Kurse durchgeführt.